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Mehr Wert aus der Rohware gewinnen in der Fischindustrie

Antonio Freira, Regionaler Vertriebsleiter DACH, spricht über das Einsparpotenzial von Investitionen, die Servicebereitschaft in Zeiten von Corona und eine Innovation im Bereich der Schneidetechnik, die in der ersten Jahreshälfte vorgestellt werden soll.

Scanvaegt Systems ist ein marktführender Anbieter von Automatisierungslösungen für die Lebensmittelindustrie und konzentriert sich auf neue Entwicklungen in diesem Bereich.

Was kann Scanvaegt Systems der Fischbranche hierzulande anbieten?

Antonio Freira; "Mit unseren Maschinen und Lösungen unterstützen wir unsere Kunden dabei, mehr Wert aus der Rohware zu generieren und neue Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen. Unsere Wägetechnik sowie die Sortier- und Schneidemaschinen helfen dabei, den Output zu erhöhen und gleichzeitig den Verschnitt zu minimieren. Das führt automatisch zu einem höheren Ertrag".

In welchen Bereichen der Verarbeitung bietet Scanvaegt Lösungen an und wo liegt die Kernkompetenz des Unternehmens?

Freira erklärt; "Scanvaegt ist in allen Bereichen der Branche tätig, sowohl in der Lachs- als auch in der Weißfischindustrie. Maschinen für das Ausnehmen, Köpfen und Filetieren bieten wir derzeit nicht an. Unsere Kernkompetenzen liegen beim Sortieren nach Gewicht, dem Schneiden und Portionieren, dem Zusammenführen von genauen Gewichtseinheiten, dem Etikettieren sowie bei Lösungen für die Rückverfolgbarkeit. Die Portioniersysteme zeichnen sich durch hohen Durchsatz und hohe Geschwindigkeit aus. Zusammen mit der Zeit sparenden Automatisierung einzelner Prozessaufgaben wird dadurch die Effizienz optimiert und die Produktivität gesteigert".

Wo sind Unterschiede, wo hat die DACH-Region Nachholbedürfnis in Sachen Fischverarbeitung im Vergleich zu Skandinavien?

Antonio Freira überlegt; "Nach meinem Eindruck mangelt es noch immer an der Art und Weise, wie man mit Mitarbeitern umgeht und ihr Potenzial sinnvoll einsetzt. Es wird zu wenig geschaut, wo Optimierungsmöglichkeiten sind. Eine Optimierung in Bezug auf die Mitarbeiter wird von vielen mit dem Begriff 'Entlassung' gleichgesetzt. Das ist aber nicht der Sinn einer Optimierung. Es geht vielmehr darum, Mitarbeiter sinnvoller zu beschäftigen als sie zum Beispiel eine manuelle Sortierung von Fisch vornehmen zu lassen. Es wird im deutschsprachigen Raum noch immer zu wenig über Automatisierung und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu mehr Produktivität nachgedachten. Viele sind der Meinung, dass sich aufgrund des Invests eine Automatisierung nicht lohnt.

Woher weiß man, dass sich die Investition in einem vernünftigen Zeitrahmen amortisiert?

Freira: "Ich stimme zu, dass es für jedes Unternehmen interessant ist zu wissen, wann man sein Geld wieder eingespielt hat. Aus diesem Grund liegt ein Fokus von uns darauf, unseren Kunden diesen Zeitpunkt realistisch aufzeigen zu können. Wir rechnen heute in der Regel mit einer Amortisation zwischen sechs und neun Monaten".

Wie schaffen Sie es, Ihren Kunden ganz konkret Zusagen zu machen, wann sich deren Investition bezahlt gemacht hat?

Freira erklärt; "Unsere 'Return-On-Investment'-Berechnung basiert auf jahrzentelanger Erfahrung sowie auf Rechenmodellen, die wir mit den Angaben und Zahlen der Kunden füttern. Beispielsweise zählen dazu die Anzahl der Mitarbeiter bei den einzelnen Prozess-Schritten. Interessant ist auch, an welcher Stelle wieviel Ausschuss bzw. Verschnitt anfällt, wie groß die Gewichtsschwankungen bei der Einzelportionierung von Filetstücken sind und viele andere Parameter mehr. Wenn man das alles zusammennimmt, kommt auf einen Ist-Zustand. Wir stellen dann die von uns errechnete höhere Profitabilität durch die Automatisierung dagegen und kommen so zu einer seriösen Berechnung der Amortisierung der Investition. Selbst bei einer Verbesserung von nur einem Prozent können, je nach Menge der verarbeiteten Rohware, sehr schnell große Summen zustande kommen. Aufgrund unserer ROI-Berechnung können wir die Leute dafür sensibilisieren, dass eine Investition nicht in erster Linie Mehrkosten bedeutet, sondern schon nach kurzer Zeit zu einer Ersparnis führt. Und zwar durch die Optimierung der Prozesse und den sinnvollem Einsatz der Mitarbeiter".

  • Amortisation zwischen
    6-9 Monate
Aufgrund unserer ROI-Berechnung können wir die Leute dafür sensibilisieren, dass eine Investition nicht in erster Linie Mehrkosten bedeutet, sondern schon nach kurzer Zeit zu einer Ersparnis führt.
Antonio Freira Regionaler Vertriebsleiter DACH

Für welche Kundenprofile bietet Scanvaegt Lösungen an? Gibt es auch Lösungen für kleinere Handwerksbetriebe?

Antonio Freira erzählt; "Eine Erhöhung des Ertrags gegenüber dem aktuellen Zustand durch genauere, sichere und stabile Abläufe ist immer das Ziel unserer Beratung. Dabei gibt es keine Grenze nach unten. Wer in seinem Betrieb 500 kg Filet pro Tag schneidet, findet bei uns schon Möglichkeiten effektiver und genauer zu portionieren. Für andere Bereiche wie Kontrollwiegen oder Etikettierung liegen die erforderlichen Volumina noch weit darunter. Wir beschäftigen uns mit jedem Kunden gleichwertig - egal ob groß oder klein. Im deutschsprachigen Raum haben wir von Kleinbetrieben bis hin zu großen Gruppen mittlerweile ein Reihe von treuen Kunden. Unsere Aufgabe ist es jetzt auch im internationalen Raum so zu wachsen und uns so aufzustellen, wie wir das im skandinavischen Raum geschafft haben".

Wie ist das letzte Geschäftsjahr für Scanvaegt gelaufen?

Freira: "Es ist sehr gut gelaufen insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen, die wir alle zu bewältigen hatten. Es hat uns kreativer und effizienter gemacht im Bereich der Beratung und des Service und wir kommen mit einem guten Plus aus dem laufenden Geschäftsjahr. Das macht uns ein wenig stolz".

Wie lässt sich die technische Unterstützung in dieser Zeit aufrecht erhalten?

Freira: "Für uns ist es ganz wichtig, den Kunden auch in dieser Zeit immer helfen zu können. Wir sind da überaus flexibel und machen es so, wie der Kunde es wünscht. Kleinigkeiten können häufig über Online-Unterstützung behoben werden. Wir kommen aber auch vor Ort und unser Techniker wird immer frisch getestet beim Kunden erscheinen, um die Gefahr einer Infektion durch unsere Mitarbeiter auszuschalten. Es gibt auch Kunden, die selbst einen Schnelltest vor Ort anbieten – da sind die Unternehmen sehr unterschiedlich aufgestellt. Fakt ist: Wir sind immer da und wir kommen auch in dieser Zeit garantiert zum Kunden, wenn es gewünscht wird".

Wie wirkt sich die Akquisition des dänischen Softwareunternehmen Accuratech für Scanvaegt aus?

Antonio Freira erzählt; "Seit dem Abschluss haben beide Parteien intensiv an der Entwicklung neuer Hard- und Softwarelösungen für Kunden in der Lebensmittelindustrie gearbeitet.

Die enge Zusammenarbeit hat bereits zu einem neuen System geführt, das den Produktionsprozess optimiert und zu höheren Erträgen beiträgt. "ScanPlant NG" ist ein ausgezeichnetes Instrument zur Echtzeit-Überwachung von Produktivität, Lagerbestandsentwicklung, Ausbeute und Give-away. Das System erfasst Daten von Warenannahme, Lager, Produktion, Verpackung und Versand, die die Grundlage bilden für automatische Kennzahlen in Echtzeit. Es bietet einen Überblick und eine vollständige Grundlage für die Prozessoptimierung und ein schnelles Eingreifen, und verbessert dabei das Ertragspotential. Außerdem gewährleistet "ScanPlant NG" vollständig dokumentierte Rückverfolgbarkeit, sodass die Artikel und Zutaten jederzeit und auf jeder Prozessstufe zurückverfolgt werden können".

Wie sieht das Fazit nach 12 Monaten mit der strategische Zusammenarbeit mit dem belgischen Familienunternehmen Marelec Food Technologies aus?

Freira erklärt; "Mit der neuen strategischen Zusammenarbeit erhält die Lebensmittelindustrie einen Anbieter mit zusammengenommen mehr als 100 Jahren Erfahrung im Bereich Komplettlösungen mit Hardware, Industrie-Software und Kundendienst. Der Kunde erhält also die ganze Wertschöpfungskette vom selben Anbieter zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Die Synergien zwischen den Lösungen, Produkten, Erfahrungen, Organisationsstrukturen und Serviceleistungen der beiden Anbieter machen die Kombination sehr wertvoll aus der Kundenperspektive. Von Marelec kommen auch Neuentwicklungen, die sehr vielversprechend sind".

Gibt es neue Produkte oder Weiterentwicklungen, die im laufenden Jahr auf den Markt kommen sollen?

Freira enthüllt; "Wir sind noch in Feldtest und wollen noch nicht zuviel verraten. Aber wir arbeiten an einer sehr interessanten Neuentwicklung im Bereich der Schneidetechnik mit Wasserdruck zur Produktion von Würfelstücken. Dafür müssen dann nicht mehr zwei, drei oder mehr Schneidewerkzeuge hintereinander geschaltet werden, sondern eine Vorrichtung reicht. Die Teile vom Fischfilet, die sich nicht gut portionieren lassen, weil sie optisch nicht konform sind, können direkt verarbeitet werden. Aus einem Filet lassen sich dann in einem Arbeitsgang eine Anzahl von x-Portionen schneiden und gleichzeitig wird der Verschnitt hochwertig aufbereitet. Das ist eine Entwicklung, die aus unserer Sicht gerade für die Fischindustrie sehr interessant sein wird".     

Quelle "Fischmagazin, Ausgabe 3, 2021

 

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